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This title is printed to order. This book may have been self-published. If so, we cannot guarantee the quality of the content. In the main most books will have gone through the editing process however some may not. We therefore suggest that you be aware of this before ordering this book. If in doubt check either the author or publisher’s details as we are unable to accept any returns unless they are faulty. Please contact us if you have any questions.
Aus dem Buch: Weite, wogende Kornfelder, rotbluhendes Haideland und braunliche Steppe, begrenzt und durchschnitten von endloser Kiefernwaldung, ebenso melancholisch wie der Himmel, welcher sich in einfoermigem Regengrau, oder in wolkenlos strahlender Sommerblaue, mit fern, fern verschwimmendem Horizonte daruber spannt, wer kennt sie nicht, diese eigenartig nordische Landschaft, so arm an bunter und reizvoller Abwechslung, und dennoch eine zaubervolle, thranenlachelnde Poesie? Keine Bergkuppe, kein malerisches Felsenhaupt strebt zum Himmel, meilenweit schweift der Blick uber die Ebene, flach und einsam hingestreckt, ausdruckslos wie ein schlafend Angesicht. Aber dort, weit hin am Waldessaum, da leuchtet und blitzt es ploetzlich auf wie ein zitterndes Silberband, da dehnt sich hellkrauselnde Flut breiter und breiter vor unserm Blick, ein schilfumkranzter See ist es, der tief verborgen zwischen Wald und Haide sein traumerisches Lied von der Sehnsucht rauscht. Juni war es, die Rosen bluhten. Die Luft schien zu zittern, so heiss und klar war sie, und versuchte es der Wind, die trage Schwinge zu ruhren, so trug er nur schwule Duftwogen herzu, deren susser Atem ihm selber den Sinn berauschte, darum sank er kraftlos hernieder in die Lindenbluten und regte sich nicht mehr. Am kleinen Bach entlang, mitten durch breite Kleefelder und Kartoffelacker, schritt ein junges Madchen. Ein grobgeflochtener Gartenhut, eine verblichene Bandschleife als einzigen, ungrazioesen Schmuck tragend, hullte Stirn und Augen in Schatten und sass recht nachlassig auf dem schlanken Koepfchen, von welchem zwei koestlich dicke, goldblonde Flechten etwas wirr und zerzaust uber den Rucken hingen… Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der beliebtesten Erzahlerinnen der wilhelminischen Epoche.
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Aus dem Buch: Weite, wogende Kornfelder, rotbluhendes Haideland und braunliche Steppe, begrenzt und durchschnitten von endloser Kiefernwaldung, ebenso melancholisch wie der Himmel, welcher sich in einfoermigem Regengrau, oder in wolkenlos strahlender Sommerblaue, mit fern, fern verschwimmendem Horizonte daruber spannt, wer kennt sie nicht, diese eigenartig nordische Landschaft, so arm an bunter und reizvoller Abwechslung, und dennoch eine zaubervolle, thranenlachelnde Poesie? Keine Bergkuppe, kein malerisches Felsenhaupt strebt zum Himmel, meilenweit schweift der Blick uber die Ebene, flach und einsam hingestreckt, ausdruckslos wie ein schlafend Angesicht. Aber dort, weit hin am Waldessaum, da leuchtet und blitzt es ploetzlich auf wie ein zitterndes Silberband, da dehnt sich hellkrauselnde Flut breiter und breiter vor unserm Blick, ein schilfumkranzter See ist es, der tief verborgen zwischen Wald und Haide sein traumerisches Lied von der Sehnsucht rauscht. Juni war es, die Rosen bluhten. Die Luft schien zu zittern, so heiss und klar war sie, und versuchte es der Wind, die trage Schwinge zu ruhren, so trug er nur schwule Duftwogen herzu, deren susser Atem ihm selber den Sinn berauschte, darum sank er kraftlos hernieder in die Lindenbluten und regte sich nicht mehr. Am kleinen Bach entlang, mitten durch breite Kleefelder und Kartoffelacker, schritt ein junges Madchen. Ein grobgeflochtener Gartenhut, eine verblichene Bandschleife als einzigen, ungrazioesen Schmuck tragend, hullte Stirn und Augen in Schatten und sass recht nachlassig auf dem schlanken Koepfchen, von welchem zwei koestlich dicke, goldblonde Flechten etwas wirr und zerzaust uber den Rucken hingen… Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der beliebtesten Erzahlerinnen der wilhelminischen Epoche.