In der Antike diente der Brief nicht nur dem Austausch von Informationen, sondern er erfullte daruber hinaus eine Vielzahl weiterer kommunikativer Funktionen. Einen reprasentativen Einblick in diese zu geben, ist Anliegen der 18 Beitrage des Bandes, deren zeitliches Spektrum uber die ganze griechische und roemische Antike reicht. In ihrem Zentrum stehen die grundlegenden Konstituenten eines Briefes, namlich sein ‘Adressant’ bzw. Absender und sein ‘Adressat’. Sie fragen dabei nach dem Verhaltnis von Personenkonstellation, Kontext und Kommunikationsstruktur der untersuchten Briefe, aber auch wie sich die verschiedenen in diesen zu greifenden kommunikativen Strategien in der textinternen Modellierung von Adressant und Adressat niederschlagen. Sie berucksichtigen schliesslich auch, dass moeglicherweise nicht nur der direkt im Formular genannte Briefempfanger Ziel der Korrespondenz ist, sondern ein uber diesen hinausgehendes Publikum, das somit als ‘Adressat auf zweiter Ebene’ fungiert. Vor diesem Hintergrund gilt die Aufmerksamkeit der Beitrage auch der Erweiterung des Funktionsspektrums antiker Briefe im allgemeinen sowie der Gestaltungsoptionen der briefinternen Sprecherinstanzen im Speziellen, zu denen in vorderster Linie die Selbstdarstellung des Adressaten gegenuber einem groesseren Publikum gehoert.